Rund 150 Zuschauer wollten sich den „Pokalkracher“ am vergangenen Mittwochabend nicht entgehen lassen. Nach dem Sieg gegen die Sportfreunde Kayh empfing das Kreisliga B-Team um Spielertrainer Timo Braun den Bezirksligisten aus Oberjettingen in Runde 2 des Bezirkspokals. Braun war selbst als Spielertrainer mit dem VfL vor drei Jahren in die Bezirksliga aufgestiegen und traf auf einige bekannte Gesichter. Ein Mann auf Seiten der Blauen war aber auch allen Deckenpfronnern gut bekannt. Marc Baur, ehemaliger Kapitän der Deckenpfronner Bezirksliga-Mannschaft und später Spielertrainer beim SVD II, schnürt seit dieser Saison die Kickstiefel für den VfL. Das ist kurios, da der 38-jährige eigentlich ein Ur-Unterjettinger ist. Einen solchen hatte auch der SVD II in seinen Reihen. Max Christmann tritt seit dieser Saison kürzer und hat in der Vorbereitung nur sporadisch am Mannschaftstraining teilgenommen. Dass er dennoch die Qualität hat, dem SVD II in solch wichtigen Spielen weiterzuhelfen stand für den 32-jährigen außer Frage. „Ich bin richtig heiß auf das Match und habe richtig Bock den Oberjettingern eins auszuwischen“, sagte der Mittelfeldspieler vor dem Spiel.
Auf Grund dessen versprach die Partie von Beginn an Brisanz und um 19:30 Uhr dwar alles angerichtet für den magischen Abend des Florian Kreidl. Während der SVD II zunächst bedacht agierte und den Gästen den Ball überließ, erkannte Kreidl bereits früh, dass der mit seinem Antritt gegen die knapp 80 Jahre alte Innenverteidigung des VfL Oberjettingen einen unschlagbaren Vorteil auf seiner Seite hatte. Nach elf Minuten war der 29-jährige zum ersten Mal enteilt und blieb vor dem Tor eiskalt. 1:0 für den SVD II. Während man sich auf Seiten des VfL Oberjettingen noch verwundert die Augen rieb, setzte Kreidl an zu seinem zweiten Streich. Einen weiten Ball unterschätzte der VfL-Keeper und hatte im Sprintduell gegen Kreidl natürlich keine Chance. Aus spitzem Winkel bugsierte der SVD-Stürmer den Ball ins Tor (13.). Lauter Jubel bei allen SVD-Anhängern, doch wusste man, dass die Gäste ihre Qualitäten eher in der Offensive haben. Deshalb war die SVD-Defensive im Laufe der ersten Halbzeit mehrmals gefordert. Die Viererkette bestehend aus Nick Gräsle und Silas Nüßle über außen und Leon Marquardt und Spielertrainer Timo Braun im Zentrum warf sich leidenschaftlich in die Zweikämpfe. Jeder Ballgewinn wurde bejubelt und die SVD-Jungs feuerten sich gegenseitig an.
Wenn mal ein Ball durchrutsche, war Torwart Max Wacker zur Stelle, der den nicht einsatzbereiten Kapitän Michael Stöffler blitzsauber vertrat.
Die Gäste bissen sich die Zähne aus und wussten sich nicht besser zu helfen, als den Schiedsrichter anzumeckern oder durch Fouls ihrem Frust Luft zu verschaffen. Diese Aktionen wurden logischerweise mit gelben Karten geahndet.
Als sich die meisten Zuschauer schon auf eine Halbzeit-Rote am Grillstand freuten, schlug Florian Kreidl ein drittes Mal zu. Nach einer zu kurz abgewehrten Flanke war er aus dem Rückraum zur Stelle und schoss den Ball über den zu kleinen Gäste-Torwart ins Netz (45.).
3:0 war der Spielstand zur Pause. „Was auch immer Kreidl genommen hat, es wirkt besser denn je“, sagte Timo Braun ungläubig in der Halbzeit. „Wir dürfen jetzt kein Prozent nachlassen, denn die werden kommen und uns anlaufen. Aber wir werden dagegenhalten und ihnen dadurch weh tun.“ Braun selbst hatte in der ersten Halbzeit die Stollen seines Gegners abbekommen und zwang sich mit schmerzverzerrtem Gesicht in die zweite Halbzeit. Immer wieder rannten die Oberjettinger an, doch ihre langen Bälle fanden meist keinen Abnehmer. Der SVD II stand kompakt und von Minute zu Minute wurden die Gäste nervöser. Auf beiden Seiten wurde gewechselt. Timo Braun musste beim SVD II vom Feld und bei den Gästen kam mit Thommy Schmidt ein weiterer Ex-SVDler. Doch die Null stand. Max Wacker machte ein herausragendes Spiel und wehrte die Oberjettinger Versuche ein ums andere Mal ab. Ganz zum Schluss drohte die Partie nochmal spannend zu werden, denn ein Freistoß flog an Freund und Feind vorbei an Wacker ins Tor (88.). In der sechsten Minute der Nachspielzeit waren die Gäste dann sogar noch ein zweites Mal erfolgreich, doch die Aufholjagd kam zu spät. Der Schiedsrichter pfiff ab und die Männer vom SVD II lagen sich jubelnd in den Armen. „Das war heute wie bei David gegen Goliath und wir sind von Beginn an konzentriert aufgetreten“, sagte Co-Spielertrainer Patrick Wolf. „Ich bin stolz auf uns. Was ein geiler Abend!“. Mann des Spiels war ohne Frage Hattrick-Held Florian Kreidl. Wolf lobte seine bestechende Form: „Flo hat nun in drei Pflichtspielen sieben Tore geschossen. So eine Quote sind wir von ihm bisher nicht gewohnt. Er darf gerne so weiter machen.“ Während sich die SVD-Jungs das ein oder andere Siegerbier gönnten, verließen die Bezirksligakicker des VfL Oberjettingen alsbald das Sportgelände. Kein Wunder, denn sie sind gegen eine zwei Klassen niedriger spielende Mannschaft verdient aus dem Pokal geflogen.